Aktuelles
Deutsche Meisterschaften der U16 in Koblenz
Herzschlagfinale um den Deutschen Meistertitel über 300m für Ellis Staib
Im letzten Juliwochenende fanden sich die besten Leichtathleten der Altersklassen U16 und U20 aus ganz Deutschland in Koblenz ein, um die neuen Deutschen Meister des Jahres 2024 zu ermitteln. Über drei Tage fanden von morgens bis abends im Stadion Oberwerth die zahlreichen Entscheidungen um die nationalen Meistertitel in den unterschiedlichen leichtathletischen Disziplinen statt.
Vom SV 98/07 Seckenheim qualifizierte sich Ellis Staib in der Altersklasse W15 für ihre erste Deutsche Meisterschaft. Ellis legte eine regelrechte Fabelsaison hin und steigerte sich immer wieder aufs Neue. Einige Landesmeister- und Regionale Meistertitel sowie eine Bronzemedaille auf den Süddeutschen Meisterschaften unterstreichen ihre bis dato sehr starke Saison, die mit der Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften zum Ende der Sommersaison gekrönt werden sollte. Bereits zum Saisonstart im April unterbot Ellis die geforderten Qualifikationsnormen über 300m sowie 100m. Nur wenige Wochen später folgte dann auch noch die Norm für 80m Hürden. Vor der Meisterschaft hatte sie somit die Qual der Wahl, entschied sich gemeinsam mit ihren Trainern den Fokus jedoch voll und ganz auf den 300m-Langsprint zu legen, bei dem sie im nationalen Vergleich die größten Chancen haben sollte.
Mit vollem Fokus auf die 300m wurde die Reise am Samstagmittag nach Koblenz angetreten. Durch ihre beiden Trainer Christiane Feid und Lars Elißer, sowie ihrer Begleitung aus Familie und Verein, war Ellis bestens betreut und durfte sich auf eine lautstarke Anfeuerung von der Tribüne aus freuen. Am Nachmittag wurde es dann ernst und die Halbfinalläufe über 300m standen auf dem Programm. Optimal aufgewärmt stieg die Anspannung im Callroom dann immer mehr an und der Tunnelblick wurde immer fokussierter. Ellis ging als Sechstschnellste der gesamten Meldeliste im zweiten der vier Halbfinalläufe auf die Laufbahn. Aus vier Läufen sollten lediglich die sechs Zeitschnellsten das Finale am Sonntag erreichen, von daher war der Druck bereits groß und jeder wusste, dass für Taktikspielchen kein Spielraum war und man bereits im Halbfinale das volle Potential abrufen muss. Nach dem Startschuss zog die neben ihr laufende Württembergische Meisterin bereits ein wenig davon. Ellis war jedoch nur wenig beeindruckt und verließ sich auf ihre Stärke auf der zweiten Hälfte. Am Kurvenausgang zog Ellis vorbei und sprintete als Führende auf die Zielgerade. Hier konnte die Seckenheimerin sogar nochmal einen Gang höher schalten und gewann ihren Halbfinallauf somit deutlich. Ihre bisherige persönliche Bestzeit unterbot Ellis mit fabelhaften 40,26sek um über eine halbe Sekunde. Nachdem alle Halbfinalläufe absolviert waren, herrschte Gewissheit darüber, dass Ellis sich für das Finale qualifiziert hat und das sogar als Zweitschnellste, was sie nun direkt zu einer Medaillenanwärterin machte.
Nach einer Regenerationseinheit und einem reichhaltigen Abendessen folgte eine ruhige Nacht, sodass Ellis fit fürs Finale war. Nach Ankunft im Stadion folgte zunächst noch eine kurze Phase der Entspannung abseits vom Trubel auf dem Aufwärmplatz, um noch ein wenig abzuschalten. Dann folgte das gleiche Vorbereitungsprozedere wie am Vortag und die Anspannung stieg. Ellis wurde als Zweitschnellste der Halbfinalläufe direkt auf die Nebenbahn der Schnellsten und Süddeutschen Meisterin aus Bayern gesetzt, sodass ein direktes Duell vorprogrammiert war. Wie gewohnt zog Ellis auf den ersten 100m noch nicht so stark an, wie ihre direkten Konkurrentinnen. Nach den ersten 100m schien der Abstand schon beträchtlich zu sein, jedoch begann Ellis langsam ihr Tempo zu erhöhen und setzte sich auch von ihrer direkten Verfolgerin ab. Auch die Führende konnte in der Kurve das Tempo nicht mehr erhöhen, sodass Ellis mit einem fulminanten Spurt die Führung vor den letzten 100m übernahm. Auf der Tribüne war das Staunen groß und die Anfeuerungen laut. Auf den letzten 80m hieß es dann für alle Sprinterinnen kämpfen, hier machte sich bei allen die Belastung vom Vortag offensichtlich bemerkbar. Wie man es von Ellis nicht anders kennt, versuchte sie jedes Quäntchen Energie zu mobilisieren und schaffte es, bis zehn Meter vor dem Ziel noch um Haaresbreite in Führung zu liegen. Doch dann passierte es, und das in die Muskeln geschossene Laktat ließ Ellis keine Chance mehr. Auch ihr starker Wille konnte sie nicht mehr auf den Beinen halten, was Ellis unmittelbar vor dem Ziel im Kampf um den Deutschen Meistertitel zum Sturz brachte. Einige Sekunden blieb die Seckenheimerin völlig kraftlos und außer Atem auf der Bahn liegen. Die Enttäuschung war direkt präsent, dennoch rappelte sich Ellis wieder auf und schleppte sich mit letzter Kraft über die Ziellinie. Total erschöpft und mit einigen Schürfwunden, aber glücklicherweise keinen größeren Verletzungen, war Ellis sichtlich gezeichnet. Die Tränen flossen jedoch vielmehr aufgrund der riesigen Enttäuschung und weniger wegen der körperlichen Schmerzen. Während die Sanitäter die Seckenheimerin direkt versorgten, kamen ihre Konkurrentinnen, um sie zu trösten. Auch die Aufmunterung des ganzen Betreuerstabs half im ersten Moment verständlicherweise nicht. Da Ellis den Lauf jedoch nicht aufgegeben hatte sowie nach dem Sturz selbstständig aufstand und die Ziellinie überquerte, wurde sie im Ergebnis als Sechstplatzierte mit einer Zeit von 49,38sek erfasst. Die Siegerin Enea Kujath vom TV Geisenfeld krönte sich mit 40,02sek zur neuen Deutschen Meisterin und war direkt im Zielbereich die Erste, die Ellis tröstete, was nicht nur ihr Können, sondern auch ihren wahren Sportsgeist beweist.
Bei der Siegerehrung nahm Ellis enttäuscht die Urkunde für den sechsten Platz entgegen, blickt jedoch bereits nach vorne in die nächste Saison, mit dem Ziel auch in der Altersklasse U18 auf den Deutschen Meisterschaften teilzunehmen und in Zukunft erneut um die Medaillen mitzukämpfen. Trotz des unglücklichen Endes sind Ellis‘ Trainer, ihre Familie und die ganze Leichtathletikabteilung des SV 98/07 Seckenheim sehr stolz auf ihre Leistungen im Halbfinale und im Finale. Doch nun gilt es, nach einer langen und kräftezerrenden Saison sowie einem nervenaufreibenden Saisonabschluss, zu entspannen und erst einmal Urlaub zu machen.
Die Läufe des Halbfinals und Finals mit Ellis Staib nachstehend im Video:
300m Halbfinale:
300m Finale:
Siegerehrung:
Die neue Deutsche Meisterin Enea Kujath vom TV Geisenfeld spendet Trost für Ellis Staib, als eine ihrer stärksten Widersacherinnen um den Deutschen Meistertitel.
Die besten 300m-Sprinterinnen Deutschlands:
1. Platz: Enea Kujath, TV Geisenfeld
2. Platz: Greta Linnea Rentzow, SV Medizin Schwerin
3. Platz: Sophie Liesigk, Sportclub Magdeburg
4. Platz: Anna Pantchev, TSV Schmiden
5. Platz: Ria Liliane Röhm, SV Brackwede
6. Platz: Ellis Staib, SV 98/07 Seckenheim